Im Wartezimmer der Tierarztpraxis sitzen mehrere Haustierbesitzer, zwei Katzen und ein Hund. Als wir mit unserem Haustier auf dem Arm hereinkommen, wird geschmunzelt. Ja… ein Huhn, das kommt nicht so oft vor in einem Wartezimmer beim Tierarzt. Es wird geschmunzelt und belächelt. Die Tierärztin ist verständnisvoll und erlöst das ausgezehrte Huhn, dem man leider nicht mehr helfen kann, von seinem Leid…
Wir halten Hühner, für uns sind es Haustiere, für andere einfach „Nutztiere“, die Eier produzieren. In der Masse der Eierindustrie geht das einzelne Individuum leider unter. Unsere Henne stammt aus einer Massentierhaltung und hatte das Glück, letztes Jahr von „Rettet das Huhn e.V.“ gerettet zu werden. Davor lebte sie mit hunderten anderen Hennen in einer Anlage, ohne Tageslicht, ohne Wiese, ohne Sand zum Wälzen…ohne Boden zum Scharren. Wir haben die kleine Henne aufgenommen und ihr einen Namen gegeben. Bei uns war sie nicht irgendein Huhn, sondern ein Haustier und wurde gehegt und gepflegt. Das nackte kleine Elend entwickelte sich zu einer fröhlich gackernden Henne, die es liebte, sich im Sand zu wälzen und im Auslauf zu scharren. Sie freute sich endlich ihres Lebens, was vorher nicht möglich gewesen war.
Wer entscheidet denn, was ein Haustier ist und was ein „Nutztier“? Warum sind manche Tierleben mehr Wert als andere? Ist denn nicht jedes Leben gleich viel Wert, egal ob es ein Hund oder ein Schwein ist? Was kann das Schwein dafür, dass es kein niedliches Fell hat zum Kuscheln? Was kann das Huhn dafür, dass es Eier legt, die Menschen so gerne essen?
Mein Sohn war mit in der Tierarztpraxis, er ist 5 Jahre alt. Natürlich wollte er die kleine Henne wieder mitnehmen. Er wollte sie beerdigen, wie sie es verdient hat… wie ein Haustier, das geliebt wurde. So haben wir sie beerdigt, wie es sich gehört, meint mein Sohn. Er war traurig. Das macht mich stolz! Er hat gelernt, dass jedes Tier bei uns gleich viel Wert hat und wir versuchen ihn dahingehend zu erziehen. Denn nur so findet vielleicht irgendwann ein Umdenken statt!
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